Liebe Verwandte, Freunde und Interessierte unserer Projekte in Ghana,

wie ich bei meinem Besuch im November feststellen musste, werden zwei Probleme für die Einwohner der Central Region, wo sich auch unser Medical Center Brafoyaw befindet, zunehmend bedrängender: Das Meer überflutet die Dörfer an der Küste, verwüstet die Häuser und untergräbt die Kokosnusspalmen, auf deren Erträge die Fischer angewiesen sind, weil die Ausbeute an gefangenen Fischen kaum mehr zum Überleben reicht. Inzwischen hat die Regierung mit dem Bau von Steinmauern begonnen, aber noch längst nicht überall an der Küste; Dörfer wie Shamo Anlo (s.u. Zeitungsartikel) bitten um Hilfe, einige sind bereits im Meer versunken.

Vom Meer unterspülte Kokosnusspalmen

Außer dem Abfall, den das Meer unaufhörlich anspült, müssen die Menschen täglich mit der Überflutung ihres Dorfes rechnen. 

Kostspieliger Schutz vor Überflutung
Hilferuf der Fischer von Shama Anlo

Die Corona-Krise hat die wirtschaftliche Lage der Menschen dramatisch verschlim-mert. Der Wertverlust der ghanaischen Währung, verkrustete Regierungsstrukturen und die stark gestiegenen Preise für Importgüter gehören zu den Ursachen der Krise. Die staatliche Krankenkasse, bei der viele Ghanaer versichert sind und die zumindest einige unserer Kosten erstatten sollte, ist praktisch zahlungsunfähig (Der jährliche Beitrag beträgt 3 € pro Versicherten). Viele Kranke kommen nicht oder viel zu spät in unsere Klinik, wie die 21 Jahre junge Mary, die völlig abgemagert und mit Symptomen einer fulminanten Sepsis von einem Taxifahrer in die Klinik getragen wurde, der sie am Straßenrand gefunden hatte. Maryist trotz intensiver Therapie bereits am nächsten Tag leider verstorben und hat der Klinik ihren Sohn Kweku hinterlassen. Der kleine Kweku hat sich nach Infusionen und ausreichend Nahrung gut erholt. Weil bis jetzt weder ein Vater noch sonstiger Familienangehöriger aufzufinden war, hat unsere tüchtige Reinigungskraft Agnes, die bereits eine Tochter im Grundschulalter hat, Kweku bei sich aufgenommen.

Falls eine Marktfrau all ihre Waren verkaufen kann, verdient sie 6 € an einem Arbeitstag von 12 Stunden.
Agnes und Kweku in der Klinik
Regelmäßige Blutzuckerkontrolle und entsprechende Therapie ist für viele Diabetes-Patienten nicht selbstverständlich, schwere Folgeerkrankungen sind keine Seltenheit.

In schwierigen Zeiten ist Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung besonders wichtig:    Wir wollen die Mitarbeiter unserer Klinik, die täglich mit der Not der Menschen konfrontiert werden und die Menschen, die mit der Hoffnung auf Hilfe unsere Klinik aufsuchen, nicht im Stich lassen. Deswegen haben wir uns zum Ziel gesetzt, 20 Patienten täglich kostenlos zu behandeln und Menschen beizustehen, die dringend Unterstützung benötigen: Menschen wie Agnes, die spontan die Fürsorge für den kleinen Kweku übernommen hat oder Abena, die wegen einer nicht geplanten Schwangerschaft ihre Schulausbildung abbrechen musste. Abena kann bei Madame Abigail zur Schneiderin ausgebildet werden, weil wir uns zur Hälfte am Lehrgeld von 250 Euro jährlich beteiligen, die Abenas Familie nicht allein hätte bezahlen können. Abenas kleine Tochter wird tagsüber von den Großeltern versorgt.

Sauberes Wasser für Besakrom

Um mehr jungen Frauen wie Abena helfen zu können, errichten wir auf dem Klinikgelände eine Werkstatt, in der sie das Schneiderhandwerk in Theorie und Praxis erlernen und damit eine Möglichkeit haben, sich und ihre Kinder zu ernähren. Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, die Genehmigung der zuständigen Behörde werden wir hoffentlich noch vor Weihnachten bekommen.

Ein weiteres Beispiel für notwendige und effektive Hilfe ist das Dorf Besakrom mit 8000 Einwohnern.  Die Mitarbeiter unserer Klinik hatten sich über die vielen Patienten aus Besakrom mit teilweise ungewöhnlichen Krankheitssymptome gewundert. Auf ihr Drängen wurde eine Analyse des Flusswassers durchgeführt – bis jetzt hauptsächliche Trinkwasserquelle für Besakrom – und leider eine hohe Belastung an Keime und Schwermetallen im Wasser festgestellt (wahrscheinlich auf Grund des illegalen Goldabbaus). Zum Glück war das Grundwasser, das bei der Bohrung in 100 m Tiefe gefunden wurde sauber und steht dank Eurer Hilfe den Einwohnern von Besakrom jetzt leicht zugänglich zur Verfügung, weil es in einen Tank gepumpt wird. 

Abena bei der Arbeit
Madame Abigail mit ihren 2 Lehrmädchen und 3 Kindern, die sie nach dem Tod ihres Mannes allein aufzieht

Bei den derzeitigen Schwierigkeiten in Ghana ist unser Ziel, den Menschen, weiterhin und noch intensiver zu helfen, insbesondere mit einer kostenlosen medizinischen Behandlung für die vielen Bedürftigen. Dies erfordert viele Anstrengungen der Mitarbeiter vor Ort und unsere Unterstützung auch durch Mitarbeit im Erlanger Verein. Über neue Mitglieder freuen wir uns. Ich will Euch nicht verschweigen, dass ich angesichts der Not und vielen Probleme auch in unserem Land manchmal mutlos werde, aber dann erinnere ich mich, wie unendlich viel Hilfe ich oft ganz unerwartet erhalten habe. Das erfüllt mich großer Dankbarkeit und Zuversicht. Danke für Eure Unterstützung!

Ich wünsche Euch frohe und gesegnete Weihnachten und ein gesundes glückliches Neues Jahr.

Mit vielen Grüßen

Anne

!!! Unsere Bankverbindung hat sich geändert!!!

Spenden bitte mit Angabe von Namen und Adresse auf folgendes Konto:

Ghana-Freunde-Takoradi e.V. IBAN: DE67 7606 9559 0000 7565 63 BIC: GENO DEF1NEA

Bis Sept 2022 werden die bisherigen Konto-Daten der VR-Bank automatisch weiter übertragen.  

www.ghana-freunde-takoradi.de