Liebe Verwandte, Freunde und Interessierte unserer Projekte in Ghana,

stellt Euch vor, Ihr wohnt in einem Land wie Ghana, in dem die jährliche Durchschnitts­temperatur bereits bei 28 Celsius liegt mit einer mittleren relativen Luftfeuchtigkeit zwischen 77 und 85 Prozent. Nun nimmt die Anzahl der besonders heißen Tage jährlich um 13, der besonders heißen Nächte sogar um 20 Prozent zu[1]. Die nachweisliche Temperaturerhöhung – auch für mich bei meinen Ghanareisen deutlich spürbar – ist anstrengend und gesundheitsschädlich für alle Menschen, besonders aber für Ältere und Kinder. Ursache für die zunehmende Hitze ist neben der globalen Erderwärmung vor allem die Abholzung von Ghanas Regenwäldern.  

Auch die zunehmende Unberechenbarkeit der Regenfälle, ein großes Problem für die Landwirtschaft in Ghana, ist auf die Waldabnahme zurückzuführen. 

Angesichts dieser prekären Situation wollen die Mitglieder unseres Erlanger Vereins Ghana-Freunde-Takoradi e.V. sich in Zusammenarbeit mit unseren Partnern in Ghana den Herausforderungen eines neuen Projekts stellen. Wir planen in Agonda Nkwanta, etwas weiter im Landesinneren ein 40,6 Hektar großes Gelände schrittweise aufzuforsten und zumindest einen Teil des Geländes gemeinsam mit den Bauern vor Ort agroforstwirtschaftlich zu nutzen.

[1] UN-Klimabericht 2020; https://www.myjoyonline.com/world-bank-concerned-about-ghana-becoming-more-reliant-on-natural-resource-extraction

Unsere ghanaischen NGO-Partner beim Chief und dem Dorfältesten von Agonda Nkwanta: Nach einem Gastgeschenk in Form eines Farbtopfes und zähen Verhandlungen ist der Chief bereit, uns 40,6 Hektar Land zur Wiederaufforstung zu überlassen

In Regenwaldgebieten wie in Agonda Nkwanta, die sich für Agroforstwirtschaft besonders gut eignen, bleiben Urwaldriesen wie die Mahagonibäume als Schattenspender erhalten oder werden von uns neu gepflanzt. Über Feldfrüchten wie Maniok, Yam, Mais, Bohnen und Gemüse, werden Sträucher und kleinere Bäume wie Bananen, Mangos, Kakao und Avocados gepflanzt. Eine solche Anbauweise ist nachhaltig und hat viele Vorteile: Der Boden wird durch die Bäume vor Austrocknung geschützt und durch den Laubfall gedüngt. Krankheiten und Schädlinge können sich viel weniger leicht ausbreiten, wenn verschiedene Sorten von Pflanzen nebeneinander wachsen. Spritzmittel sind nicht oder deutlich weniger erforderlich. Agroforstwirtschaft fördert die Artenvielfalt von Tieren. Eine vielfältige Ernte verbessert zudem den Speiseplan und das Einkommen der lokalen Bevölkerung. Das Beschneiden der Bäume und Sträucher ist allerdings arbeitsintensiv. Andererseits kann das anfallende Holz als Brennholz verwendet werden, sehr wichtig in einem Land wie Ghana, wo die Hauptenergiequelle zum Kochen immer noch Holz ist.

Uns ist bewusst, dass wir in Agonda Nkwanta erneut vor einer großen Aufgabe stehen. Umso dankbarer sind wir, dass wir Unterstützer an unserer Seite haben wie Mr. Fii und Mr. Ogoo. Beide sind seit vielen Jahren leidenschaftliche Anhänger der Agroforstwirtschaft und besitzen viel praktische Erfahrung, die sie uns gerne zur Verfügung stellen. Ich freue mich schon, sie und weitere Unterstützer bei meiner nächsten Ghanareise im Januar kennenzulernen.Wenn Euch unser neues Projekt „Agonda Nkwanta“ anspricht, freuen wir uns sehr über Rückmeldung und Spenden. Wir benötigen Hilfe für den Kauf des Landes und die Eintragung ins Grundbuch auf unsere gemeinnützige Partnerorganisation, für Setzlinge, die Bezahlung der jungen Männer, die die erste Schwerarbeit zur Bestellung des Landes leisten und einen hauptamtlichen Projektleiter. Für 20 € könnt Ihr die Patenschaft für einen Baum mit Pflege und regelmäßigem Gießen besonders in der Trockenzeit übernommen. Gerne stellen wir auf Wunsch eine Patenschaftsurkunde aus.         

Unterstützung benötigen wir auch für die vielen Kranken, die inzwischen täglich unser Medical Center in Brafoyaw aufsuchen im Vertrauen, dass sie Hilfe für ihre Leiden finden. Bei uns wird keiner der armen Bauern und Fischer, keine der Frauen und vielen Kinder abgewiesen, auch wenn sie nichts oder nur wenig für ihre Behandlung bezahlen können. Die Inflationsrate in Ghana ist im Oktober auf 41,4 % geklettert, da ist es für viele schon schwer genug, das zum Überleben nötige Geld aufzubringen. In der Klinik hat Dr. Stephanie die Arbeit von Dr. Ernest übernommen, der an der Universitätsklinik in Accra seine Facharztausbildung beendet. Dr. Stephanie engagiert sich neben der Versorgung der Patienten insbes. im Bereich Familienplanung. Die Ärztinnen, Dr. Sandra und Dr. Stephanie sind abwechselnd in der Klinik tätig und werden mit viel Engagement von den Krankenschwestern Abigail, Florence und Patience, vom Krankenpflegehelfer Akwetey, von der medizinisch-technischen Assistentin Roberta, unserer Reinigungskraft Agnes und dem Gärtner und Wächter Isaak unterstützt. Nicht umsonst geniesst unser Medical Center Brafoyaw inzwischen einen sehr guten Ruf. Möglich ist dies nur dank Eurer tatkräftigen Hilfe, auf die wir vertrauen,  um weiterhin den Menschen in Ghana zur Seite stehen zu können.

Dank Eurer Hilfe konnten wir Madame Akosua beim Aufbau einer Nähwerkstatt unterstützen.  Ohne das allgemein übliche Lehrgeld von 250 € jährlich, das sich viele Familien nicht leisten können, werden unter der sachkundigen Anleitung von Madame Akosua acht junge Frauen und zwei Männer in einer dreijährigen Lehrzeit zu Schneider*innen ausgebildet.

Kennt Ihr die Geschichte des Inders Jadev Payeng, der auf seiner Heimatinsel Majuli im Fluss Brahmaputra in 37 Jahren täglich einen Baum gepflanzt hat? Dank seiner Geduld und Beharrlichkeit und dem Wunder Natur, hat sich so aus der kargen abholzten Landschaft im Laufe der Zeit wieder ein lebendiges Waldreservat mit vielen verschiedenen Pflanzen- und Tierarten entwickelt.  Ich wünsche uns allen dieselbe Zuversicht und Ausdauer, viel Mut und Kraft, Gesundheit und alles Gute für das Neue Jahr. Frohe und gesegnete Weihnachten!